System Change
Zweitausend Polizisten gegen zweihundert Baumbesetzer in einem uralten Wald mitten in Deutschland, der einer Autobahn weichen soll. Seit vierzig Jahren dauert das Ringen gegen den Bau dieser Autobahn auf politischer und rechtlicher Ebene an, doch jetzt hat der Staat im Auftrag der Bundesregierung entschieden, ihn durchzusetzen – gegen jeden Widerstand.
Der Film orientiert sich an den Realitäten und überprüfbaren Fakten und hat doch ganz im Sinne des „New Journalism“ eine klare Haltung, die in zwei Worte zu fassen ist: Es reicht.
Es reicht, was wir mit zunehmender Geschwindigkeit seit Ende des Zweiten Weltkriegs und Beginn der „Great Acceleration“ und dem nachfolgenden Wirtschaftswunder, das Ende der Sechziger von Amerika zu uns herübergeschwappt ist, mit diesem Planeten veranstalten, wie wir ihn plündern, Natur vernichten, Landschaften zerstören, indigene Völker enteignen, vertreiben und ermorden, und das alles zugunsten des Wohlstands einer Minderheit von Menschen im globalen Norden und zu Lasten des großen Rests der Weltbevölkerung.
Natürlich geht es dabei nicht nur um Deutschland und nicht nur um Verkehr und CO2 und Klima und die Abstraktion lebender Systeme auf Statistiken, es geht um unseren quasi nihilistischen Umgang mit diesem Planeten in der industrialisierten Welt, bei dem eine Minderheit der Menschheit durch ihren maßlosen Verbrauch von Ressourcen das Überleben aller Menschen in Frage stellt. Es geht im Kern tatsächlich um zwar nicht partei-, doch sozial- und wirtschaftspolitische Systemfragen, denen sich die Mehrheit der Politiker aus machtpolitischem Kalkül nicht stellt.