
WIDERSTANDSMOMENTE
Regie: Jo Schmeiser
Sprachfassung:
Produktionsland: Österreich
Erscheinungsjahr: 2019
Filmlänge: 98min Minuten
Darsteller:
Beschreibung:
Filmvorführung + Podiumsdiskussion am Do., 7. Mai 2020 um 19:00 Uhr
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Frauenservice Graz, Verein Clio, KPÖ Bildungsverein und der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen.
Am Podium sprechen Helga Amesberger (Ethnologin, Soziologin und Politikwissenschaftlerin) und Eva Schmeiser-Čadia (Enkelin von Widerstandskämpferin Anna Čadia), Regisseurin Jo Schmeiser moderiert.
Aktualität so mit dem Historischen verweben, dass daraus ein vielstimmiger, zugleich eindringlicher Resonanzraum entsteht. Verstreute Ansätze, Aktionen, Haltungen politischer Dissidenz so miteinander verzahnen, dass sich ein größeres, wiewohl heterogenes Tableau auszuformen beginnt. So lässt sich die Maxime hinter Jo Schmeisers Widerstandsmomente fassen, ein polyvalentes, zugleich um den Fokus Anti-Autoritarismus gebündeltes Narrativ. Da sind zunächst die Selbstzeugnisse gegenwärtiger Aktivismen, vorgebracht von zehn Gesprächspartnerinnen zwischen Linz, Wien und Berlin. Inszeniert an Orten, die für die Frauen Widerstand bzw. Freiheit von diskriminierenden Zwängen bedeuten, stecken die Aussagen einen weiten agitatorischen Rahmen ab, der angesichts der gegenwärtig um sich greifenden neurechten Politik umso mehr an Brisanz gewinnt. Das Netz in Raum und Zeit spannt sich – ungezwungen, wie von selbst verlaufend – zurück bis in die 1930er- und 1940er-Jahre. Ohne dass dabei Vergleiche oder eine (sinnlose) Relativierung von Damals und Heute vorgenommen würden. Vielmehr hallt in den historischen, meist über Tondokumente zugeschalteten Stimmen ein ebenso facettenreicher wie situativ-gebrochener weiblicher Widerstands-Chor nach: von den Kämpferinnen der „Gruppe Soldatenrat“, die Wehrmachtsangehörige während des Zweitens Weltkriegs zur Desertion bewegen wollten, bis hin zur Zwangsarbeiterin, die allen Mut zusammennahm, um dem brutalen Bauern selbstverteidigend Paroli zu bieten. Derweilen streift der Blick über heutige, seltsam ambivalent wirkende Schauplätze wie Weinbaugebiete, eine Großdruckerei mit ihren weitgehend automatisierten Abläufen, oder das Audimax der Universität Wien, wo Billiglohn- und Wissensarbeit einander die Klinke in die Hand geben. Historische Artefakte, pointierte Inserts, ja auch politische Witze setzen gelungene Kontrapunkte. All dies macht Widerstandsmomente zu einem kunstvoll über Raum und Zeit distribuierten Kollektivansinnen, dessen Kraft (und aktuelle Notwendigkeit) in seiner produktiven Offenheit und Unabschließbarkeit liegt. (Christian Höller)
RELEASE INFO
Filmstarttermin: 7. Mai 2020
Filmverleih: sixpackfilm
Trailer